Homöopathie – Ein Erfahrungsbericht

Dass Homöopathie lediglich über den Placeboeffekt wirkt, dürfte allgemein bekannt sein. Das möchten die Anhänger dieser Glaubenslehre natürlich nicht hören und setzen jeder Studie persönliche Erfahrungsberichte nach der Art „aber dem Schwager meiner Tanteschwestermutternonkel“ hat es geholfen.

Deswegen möchte ich auch mal meinen ganz persönlichen Erfahrungsbericht mit der Homöopathie erzählen. Ich leide ja seit Kindesbeinen an Pollinosis, also Heuschnupfen und mein erster und einziger Kontakt mit homöopathischen Mittelchen stammt aus der Zeit, als ich noch keine Desensibilisierung hinter mir hatte.

Also, ich war ein junger Mensch (und entgegen einigen bösen Zungen hat damals Helmut Kohl und nicht Kaiser Wilhelm regiert) und hatte gerade meine erste Stelle angetreten. Es war ein warmer und wunderschöner Sommer und meine Augen waren wochenlang zugeschwollen und meine Nase lief wie Emil Zapotek in seinen besten Zeiten.

Einer meiner Kollegen empfahl mir dann Heuschnupfen-Tropfen, die seiner Schwester wohl immer helfen würden. An diesem Punkt wäre ich auch nackt mit einer schwarzen Katze bei Vollmond an der Wegkreuzung um einen Birnbaum getanzt, hätte es nur geholfen. Ich muss dazu sagen, dass ich vorher noch nie irgendeinen Berührungspunkt mit der Homöopathie hatte. Bei uns zu Hause kam immer nur richtige Medizin „auf den Tisch“, deswegen war ich zu diesem Zeitpunkt noch vollkommen unvoreingenommen.

Also, ich in die Apotheke und das Fläschchen gekauft. Die Apothekerin (oder PTA?) erklärte mir noch, dass ich die Tropfen vor der Einnahme schütteln muss und es vor dem Einsetzen der Wirkung zu einer Verschlimmerung der Symptome kommen kann. Also, ich mir alles auf der Packung notieren lassen, meine paar Mark fuffzich (damals noch tatsächlich D-Mark) bezahlt, ins Büro und das Fläschken geschüttelt und rein damit, in den Schlund. Sechs mal am Tag sollte ich das meiner Erinnerung nach einnehmen. Jedenfalls war genügend Alkohol drin, man ist ja schon mit Kleinigkeiten zufrieden.

Ich nahm die Tropfen über eine Woche. Immer schön schütteln, picheln und warten. Meine Nase lief mittlerweile munter weiter und meine Augen sahen zum fürchten aus. Um es kurz zu machen: es passierte nichts! Nothing! Nüschte! Niente! Ich wäre ja schon für eine Erstverschlimmerung dankbar gewesen. Aber es war definitiv keinerlei Wirkung bei mir zu spüren. Also, weiter probiert, neues Fläschchen gekauft, nochmal wochenlanges schütteln, picheln und warten. Und es passierte weiter nichts. Irgendwann war ich so genervt, dass ich das halbe Fläschchen nach dem schütteln ausgetrunken habe. Davon hatte ich zwar schön einen in der Krone, aber das war es dann auch.

Daraufhin informierte ich mich erstmal über diese „Homöopathie“ und nachdem dies ja in der Vor-Internet-Ära war so richtig mit Büchern und Zeitschriften und so. Und da staunte ich nicht schlecht, was ich so las, so von wegen „je größere Verdünnung, desto mehr Wirkung“ und mir war plötzlich klar, dass die ganze Sache nichts werden konnte.

Ich tat das einzig sinnvolle: ich ging zum Arzt. Ich suchte mir einen richtigen Hausarzt, lies mir ein wirksames Antihistaminikum verschreiben und im darauf folgenden Winter absolvierte ich die erste Desensibilisierungsrunde. Und das kann ich nun jeden empfehlen, denn heute reicht ein leichtes Antihistaminikum und ich kann den Sommer genießen.

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