Der Meier Kurt und die Traditionelle Chinesische Medizin

Ach guck an, der Helmut, grüß Dich Alter, na wie geht’s Dir denn heut so? Wie’s mir geht? Naja allzu, weißt ja als Rentner hat man halt keine Zeit. Wenn ich mich nicht immer so aufregen müsst. Grad eben wieder, da hatte ich Blutdruck, dass kannst Dir nicht vorstellen.

Wieso? Na Du kennst doch den Meier Kurt, meinen Nachbarn, der und seine Frau sind doch nicht ganz gesund, die haben doch schon alle Krankheiten gehabt. Naja und jetzt zwickt es halt noch bei ihnen. Bei die Dokters waren sie ja schon überall und die haben halt gesagt, dass sie Geduld haben müssen, bis alle Beschwerden abklingen. Aber Du kennst ja den Meier Kurt und seine Frau, die haben doch keine Geduld, die würden am liebsten das Ei in der Henne braten.

Aber warum ich mich so aufregen musste bei ihm, pass auf, da kommt der doch heut plötzlich an und fragt mich, was ich von „TCM“ halte, von Traditioneller Chinesischer Medizin. Sag ich, dass ich am meisten von einer gebackenen Ente halt beim Chinesen und sonst nix. Aber doch sagt er, da in der Zeitung hat’s gestanden. Da gibt’s eine ganze TCM-Klinik und die Zeitung schreibt ganz positiv drüber.

Jo, sagt er. Ich konnte das doch auch nicht glauben. Unser Käsblättle… Also hat er des Ding geholt und mir gezeigt und tatsächlich. Das Chinesenzeug haben sie gelobt über den grünen Klee, Du kannst es Dir nicht vorstellen. Und der Kurt und seine Frau, die wollten da wirklich hinfahren, da wären die eine halbe Ewigkeit unterwegs gewesen und dann wären die mit einer Klangschale um die rumgehüpft.

Auf jeden Fall, ich guck mir die Zeitungsseite so an und was meinst, was ich da sehe? Ganz klein oben am Rand, hab ich fast nicht lesen können. Also wenn ich meine neue Brille nicht gehabt hätte, dann hätte ich das Wörtchen „Anzeige“ gar nicht gesehen.

Das musst Du Dir mal vorstellen, die denken, nur weil wir Rentners sind, könnens uns veräppeln. Da machen sie ihre Anzeige auf wie einen richtigen Zeitungsartikel und schreiben ihr „Anzeige“ nur ganz klein drüber, dass man es überlesen muss.

Du musst Dir mal vorstellen, wie viele vielleicht darauf reinfallen und tatsächlich da hin gehen, nur weil sie denken, dass es was bringen muss, wenn es in der Zeitung steht. Ein Zeug. Da könnte ich mich aufregen ohne Ende, das glaubst Du nicht.

Stell Dir mal vor, der Meier Kurt und seine Frau wären da hin und hätten sich tatsächlich behandeln lassen. Das kostet doch ein Heidengeld und die haben doch nur die kleine Rente. Die haben gar nicht geblickt, dass das die Krankenkasse gar nicht bezahlt. Das sagt doch schon alles. Die hätten sich doch verschulden müssen. Da könnte ich aufplatzen wie eine Bockwurst im zu heißen Wasser.

Da darf man aufpassen wie verrückt, dass die einen nicht über den Tisch ziehen. Und siehst, da muss ich mich aufregen ohne Ende.

Aber wart, da hinten kommt meine Frau, ich muss jetzt wieder Tüten schleppen. Also, Helmut, mach’s gut und Du weißt ja jetzt: Augen auf!

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