Placebo-Globuli – Ein Erziehungsirrtum

Ich rege mich ja öfter hier mal auf. Aber manchmal kann ich mich einfach nicht mehr aufregen. Manchmal weiß ich einfach nicht, was ich sagen soll. Das hier ist so ein Fall: da verkauft ein Apotheker „Placebo-Globuli“. Was ja nicht nur eine schöne Tautologie ist, sondern auch ein … nun ja interessantes „Angebot“. Sind das dann Placebo-Placebos? Ich weiß es nicht, aber darum geht es hier auch nicht. Es geht auch nicht darum, dass sich der Apotheker auf Facebook bei Kritik wie die Axt im Walde benommen hat, pöbelte, löschte und sich dann in der Deutschen Apotheker Zeitung beklagte und eine „Versachlichung“ der Debatte forderte.

Nein, was mich wirklich betroffen macht, ist die Begründung, mit der der Apotheker die Placebo-Globuli verkauft. In der vorgenannten Apotheker-Zeitung ist hierzu folgendes zu lesen: Eine Idee des dreifachen Vaters und Apothekers ist es, mit den Placebo-Globuli dem Geschwisterkind ausgleichende Aufmerksamkeit zu schenken, wenn das andere Kind mit homöopathischen Arzneimitteln behandelt wird.

Und da muss ich schon mal fragen: GEHT’S NOCH? WAS IST DAS DENN FÜR EIN BULLSHIT?

Ganz langsam zum Mitschreiben: Kind A ist krank und wird von seinen Eltern homöopathisch behandelt. Und damit sich Kind B nicht zurückgesetzt fühlt, bekommt es „Placebo-Globuli“. Also erstmal prinzipiell, wenn der Herr Apotheker keinen anderen Weg findet, seinen Kindern Aufmerksamkeit zukommen zu lassen, als ihnen Zuckerkügelchen zu geben, dann tun mir die Kinder verdammt leid! Kann man Kind B nicht einfach mal kurz in den Arm nehmen? Mal kurz knuddeln? Oder sonst wie Aufmerksamkeit schenken? Muss man es da mit Scheinmedikamenten vollstopfen, um es ruhig zu stellen? Für mich eine Denkart, die mich unfassbar traurig und betroffen macht.

Versteht der Herr Apotheker, dass ein solches Vorgehen fatale Folgen haben kann? Dass die Kinder hierdurch auf den Konsum von Medikamenten konditioniert werden? Dass Kinder, die so ruhig gestellt werden, auch in Zukunft immer unbedenklich zum Medikamentenschrank greifen werden? Vor allem wird Kind B durch ein solches Vorgehen ja in die Hypochondrie getrieben, bedeutet doch Krankheit zukünftig Aufmerksamkeit.

Lieber Herr Apotheker, was Sie hier erzählen, ist nicht nur Bullshit, sondern auch noch gefährlich. Vielleicht sollten Sie einmal in sich gehen und mal ganz doll nachdenken, ob das so gut ist, was sie da veranstalten.

Liebe Eltern, fallt nicht auf so einen Bullshit rein. Wenn eines eurer Kinder krank ist, dann verzichtet bei den anderen auf derartige Placebo-Gaben. Nehmt sie mal in den Arm, knuddelt sie. Erklärt ihnen, dass ihr Geschwisterkind krank ist und jetzt erhöhte Aufmerksamkeit braucht, ihr sie aber doch liebt. Das ist viel besser und wirkungsvoller als Zuckerkügelchen.

Und noch ein Tipp für Kind A, liebe Eltern: