Mit großer Sorge

Ihr Lieben, normalerweise erzähle ich an dieser Stelle etwas über diversen Blödsinn, den es in der Medizin so gibt. Aber heute möchte ich mit euch über etwas ganz anderes sprechen, über ein Thema, das mich in den letzten Wochen sehr beschäftigt hat und mich, ehrlich gesagt, auch sehr beunruhigt. Es geht um die Diskussionskultur zum Thema Homöopathie.

Diese Debatte wird ja schon seit langer Zeit geführt, und das mitunter auch sehr leidenschaftlich. Aber in den letzten Monaten ist der Ton bei manchen mehr und mehr abgerutscht und auch verroht. Die Diskussion wurde von der bisher vorherrschenden Sachebene gezielt auf die persönliche Ebene gezogen – und das ist meiner Meinung nach nicht in Ordnung. Bitte versteht mich jetzt nicht falsch: Ich habe nicht das Geringste gegen eine leidenschaftlich geführte Debatte. Und dass in der Hitze des Gefechts vielleicht auch mal eine persönliche Bemerkung herausrutscht, kann passieren. Aber dass mittlerweile gezielt Kritiker der Homöopathie diskreditiert oder gar kriminalisiert werden, geht einfach nicht.

Wie passiert sowas? Immer wieder wird raunend dieser oder jener Verdacht gestreut. Andeutungen werden gemacht und Behauptungen aufgestellt. Aber wenn man nachfragt, Belege und Beweise verlangt, herrscht plötzlich Stille – und ein neues Thema wird aufgegriffen. Ein solches Vorgehen ist zutiefst unseriös. Nehmen wir als Beispiel diesen kleinen Blog hier. Jeder Beitrag, der hier erscheint, ist fachlich fundiert. Zu jedem Artikel und zu jeder Behauptung, die ich hier tätige, kann ich genügend Quellen nennen. Das ist seriöse Arbeit. Wenn jemand aber hergeht und über Personen oder Sachverhalte Behauptungen aufstellt, die er nicht belegen kann oder will, ist dies eben zutiefst unseriös.

Ebenso unseriös ist es, Aussagen von Kritikern so lange zu verdrehen, bis sie im kompletten Gegensatz zu ihrer eigentlichen Botschaft stehen, oder diese Aussagen zu verkürzen. Gerade bei Zitaten darf man kein Cherry-Picking betreiben, Satz 1 zitieren und Satz 2 weglassen. Das geht einfach nicht.

Eine ganz perfide Praxis ist auch, im Privatleben von führenden Skeptikern herumzuschnüffeln und allerlei Gerüchte darüber zu streuen. Da wird ein renommierter Wissenschaftler als Alkoholiker hingestellt und einer bekannten Skeptikerin werden irgendwelche Affairen, ja sogar Einbrüche, angedichtet. Auch von Erpressungen wird geraunt. Wer zur Verteidigung der Homöopathie auf derartig verachtenswerte Praktiken zurückgreift, ist meiner Meinung nach charakterlich verkommen.

Auch eine kriminalisierende Sprache wird immer häufiger gebraucht. Da wird beispielsweise bei Presserats-Beschwerden von „Anzeigen“, „Ermittlungen“ und „Verurteilungen“ gesprochen, obwohl das hanebüchen ist. Man kann beim Presserat eine Beschwerde einreichen, diese wird geprüft, und dann wird beispielsweise eine Rüge ausgesprochen oder eben nicht. Spricht man aber von „Anzeigen“ oder „Ermittlungen“, wird gezielt der Eindruck erweckt, dass hier Straftaten im Raum stünden. Das ist nur eines: ganz, ganz schlechter Stil!

Und wisst ihr, was mich daran am meisten ärgert? Dass man anscheinend seine Leserschaft für so doof hält, dass die das nicht merken. Dass man schlicht davon ausgeht, dass die Leserinnen und Leser einfach denken: „Naja, irgendwas wird schon dran sein.“ Und davon ausgeht, dass diese Zitate oder diese Andeutungen nicht überprüft werden. Auch wenn ich mich in meinen Artikeln immer gerne mal aufrege und manches satirisch überspitze, nehme ich meine Leserinnen und Leser doch immer ernst, denn anders kann Aufklärung im besten Sinne nicht ablaufen.

Deswegen bitte ich euch, wenn euch im Netz so etwas unterkommt: Seid skeptisch, fragt nach, verlangt Quellen, lasst nicht locker. Ihr werdet sehen, dass dahinter nur heiße Luft steckt.

Und wer meint, auf solche unschönen Methoden zurückgreifen zu müssen oder diese unterstützt (auch durch Duldung), der sollte schleunigst seinen moralischen Kompass überprüfen.

Also, lasst euch nicht verarschen!